Fickt Das System EP (12″, 1992)

Artist
Die Sterne
Released
1992
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Label: L’age D’or
Format: 12″-Vinyl (später remastert und als Bonus auf der Re-Issue von Wichtig wiederveröffentlicht)

FotoFrank Spilker im August 2004 (aus dem Booklet des Re-Issues):
„Ich erinnere ich noch genau, dass wir das Stück zum esten Mal in den Alsterdorfer Anstalten gespielt haben. Das, und unsere anderen damals vorhandenen sieben Stücke inklusive dem nie veröffentlichten STURM ÜBER DER HALLIG. Was das eigentlich gut oder nicht? Erinnert sich noch jemand? (Anmerkung des Admins: Dann bitte Mail an infoATdiesternePUNKTde) Wahrscheinlich war es nicht gut, abder da wir es nie aufgenommen haben, kann uns das niemand beweisen. FICKT DAS SYSTEM aber haben wir aufgenommen und zwar im damals noch neuen, alten Soundgarden Studio. Zusammen mit Carol (von Rautenkranz). Und dann haben wir noch Tobias Levin gebeten die Feedback Geräusche zu machen und DAS war gut. Kann man heute noch beweisen. Übrigens lagen uns die anderen drei Stücke auf der EP damals ebenso am Herzen, schließlich ging es um den ersten Auftritt unserer neuen kleinen Band in der Welt der Medien. Das mit Parliament-Zitaten vollgestopfte ALLES WIRD TEURER ebenso wie ANFANG VERPASST und UNKONZENTRIERT, die alle hektisch urbane Lebenswirklichkeiten verbreiten wollen. Super Stücke, für die wir uns nicht schämen, die wir immer noch Live aufführen und über deren Wiederveröffentlichung zu einem günstigen Preis wir uns besonders freuen.“

Bevor im August 1992 die Maxi »Fickt das System« erscheint, absolvieren die Sterne mit einer Handvoll Stücke eine Handvoll Konzerte. Das Publikum findet sich schön überfallen, als es merkt, daß es vor lauter Zuhören anfängt, zu tanzen. Daß der klassische Rockaufbau und Gehabe für die Sterne ausgedient haben, kann man auch beim Zusehen feststellen: in loser Reihe ordnen sich die Musiker auf der Bühne an, um das Schlagzeug in der vorderen Mitte. Die Gitarre ist hier ein Instrument unter anderen, während es Thomas Wenzels Baßfiguren und Christoph Leichs antreibende Schlagzeugarbeit sind, die sich über den Drive der Stücke verständigen. Wills Orgel tut ein übriges an Schönheit und Psychedelia. Das Schlagzeug, das den Rhythmus hüpfen macht, läßt in der Zeit einige auch an Rave erinnern, und spätestens mit Erscheinen der Maxi wird das Wort Groove- ähem-Rock erfunden, worin sich die Band so mittelwohl fühlt. Die Sterne haben über HipHop- Samples den Funk der Siebziger liebengelernt, George Clinton, Sly and the Family Stone, und davon erzählt fortan auch ihre Musik.

»Fickt das System« ist auch so etwas, das gesagt werden mußte, damit es sonst in dieser Form keiner mehr tun konnte, hier allerdings eher als Nachtrag. Denn während der Kehrvers die Parole ausgibt, fragt der Rest des Songs schon lange danach, wie weit Slogans 1992 noch greifen können. Lieber unterhalb der Schwelle weiterarbeiten, wo Pathos und Parole miteinander fangen spielen. Die Maxi enthält noch drei weitere Stücke, darunter das klasse Instrumental »Alles wird teurer«, das schon zeigt: bei aller Spielfreude und Bewegungs-Animation sind die Sterne an geölten Muckerfähigkeiten keineswegs interessiert, sondern an Widerhaken und Nachhaken.
Trotz einer grundsätzlichen Entscheidung für deutsche Texte (weil sie darin am präzisesten sprechen können), sind die Sterne nicht bereit, diese auch noch jedem vorzubuchstabieren. Bei einem Konzert in Frankfurt fordert jemand Verständlichkeit, Spilker kontert: »Mitschreiben!« (Petra Wulf, 6/97)